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Stillen in NRW –
Klinische Geburtshilfe und Corona

Pressemitteilung

Donnerstag, 23. Februar 2023

STILLEN IN NRW

Studie untersucht Auswirkungen der Pandemie auf das Stillen

Besuchseinschränkungen wurden als positiv wahrgenommen. Zu frühe Entlassung barg Risiken.
Das Universitätsklinikum Bochum sowie das nordrhein-westfälische Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales haben heute die Studie „Stillen in NRW“ (SINA) veröffentlicht. Die Untersuchung wurde vom Forschungsdepartment Kinderernährung (FKE) der Universitätskinderklinik der Ruhr-Universität Bochum durchgeführt und vom Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales NRW mit rund 121.000 Euro gefördert.

Die Studie untersucht unter anderem die Auswirkungen von Besuchseinschränkungen in der Corona-Pandemie auf die Stillgegebenheiten sowie Rahmenbedingungen für die Förderung des Stillens. In der Pandemie war der Aufenthalt auf der Entbindungsstation nach der Geburt oftmals verkürzt. In dieser sensitiven Phase des Stillbeginns kann sich eine frühe Entlassung mitunter negativ auf das Stillen auswirken, wenn nicht entsprechend angepasste Nachsorgeangebote für die Mütter bereitstehen.

Die SINA-Studie hat aktuelle und praxisnahe Daten zu Erfahrungen mit der Stillförderung unter den Bedingungen der Corona-Pandemie bei Kliniken und Müttern erhoben. Die Ergebnisse bieten eine wissenschaftliche Grundlage für notwendige Überlegungen und Maßnahmen zur weiteren Stillförderung, insbesondere für den ambulanten Sektor und im Übergang von stationärer zu ambulanter Versorgung.“

Viele Mütter haben Probleme in den ersten zwei Wochen zu Hause
Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass die Besuchseinschränkungen auf Entbindungsstationen von den Kliniken als positiv für die Mütter und auch für das Stationspersonal wahrgenommen wurden. Für den Stillerfolg von Müttern ist es außerdem wichtig, dass die Kliniken entsprechende Unterstützung bieten. Auch ein frühes Auf-sich-allein-gestellt-Sein der Mütter, zum Beispiel durch eine zu frühe Entlassung aus dem Krankenhaus, kann den nachhaltigen Stillerfolg gefährden. Rund die Hälfte der befragten Mütter berichteten über Stillprobleme in den ersten zwei Wochen zu Hause. „Der Stillbeginn ist eine Lern- und Kennenlernphase für Mutter und Kind, und die ersten Tage sind eine besondere Chance für die Stillförderung“, begründet Prof. Dr. Mathilde Kersting, Leiterin des FKE. „Daher ist eine nahtlose Nachsorge zur Stillförderung besonders wichtig. Sie könnte an die Geburtsklinik angebunden werden, da dort eine multi-professionelle Beratung verfügbar ist und es aus den ersten Tagen bereits eine Anbindung an diese Beratungsangebote gibt.“ Als erfolgreich wahrgenommen wurden zudem Online-Medien, die Kliniken pandemiebedingt häufig etwa in der vorgeburtlichen Stillinformation eingesetzt haben.

Hintergrund
Das Studienkonzept umfasst eine landesweite Klinikstudie und eine regionale Mütterstudie. In der Klinikstudie wurden bei 41 Geburtskliniken einmalige Telefon-Interviews mit der Klinikleitung und der Station geführt. In der Mütterstudie befragten die Forschenden 192 Wöchnerinnen aus vier Kliniken mit überwiegend sozioökonomisch niedrigem Einzugsgebiet. „Diese Kombination ermöglichte eine gemeinsame Betrachtung der Praxis des Stillens und pandemiebedingter Erfahrungen aus unterschiedlichen Perspektiven“, so Prof. Dr. Thomas Lücke, Direktor der Bochumer Universitätskinderklinik.

Pressekontakt

Prof. Dr. Mathilde Kersting
Forschungsdepartment Kinderernährung
Universitätskinderklinik der Ruhr-Universität Bochum
Tel.: +49 2345092615
www.stillstudien.de
www.sina-fke.de
mathilde.kersting@rub.de

Pressemitteilung

Montag, 29. November 2021

STUDIE

Stillen in Zeiten von Corona

Beratung und Betreuung helfen Müttern, ihr Baby lange zu stillen. Eine Studie ermittelt, wie das unter Kontaktbeschränkungen funktioniert.
Werden Mütter um die Geburt herum gut beraten und umsorgt, gelingt auch das Stillen des Babys besser und länger. Kontaktbeschränkungen und Abstandsgebote durch die Corona-Pandemie sind dabei hinderlich. Mögliche Lehren, wie man mit der Situation gut umgehen kann, untersuchen Forschende in der Studie „Stillen in Nordrhein-Westfalen. Was wir aus der Corona-Pandemie für die Stillförderung rund um die klinische Geburtshilfe lernen können“, kurz SINA. Das Projekt wird vom Forschungsdepartment Kinderernährung (FKE) der Universitätskinderklinik der Ruhr-Universität Bochum (RUB) durchgeführt und vom Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales NRW mit rund 121.000 Euro gefördert gefördert und läuft bis zum 30. April 2022.

„Die Bedeutung des Stillens ist unbestritten“, unterstreicht auch Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann. „Muttermilch ist in ihrer Zusammensetzung optimal an die Bedürfnisse des Säuglings angepasst. Hinzu kommen weitere positive Effekte des Stillens in Hinblick auf die Gesundheit des Kindes und der Mutter, wie zum Beispiel die Förderung der Bindung zwischen Mutter und Kind. Daher unterstütze ich gerne das Forschungsprojekt.“ Laumann ergänzt: „Mit dem neuen Krankenhausplan hat sich Nordrhein-Westfalen auch zum Ziel gesetzt, die Entwicklungen in den Geburtskliniken, auch mit Blick auf die Stillberatung und -förderung, engmaschig zu begleiten, um zu gegebener Zeit über eine weitergehende planerische Berücksichtigung dieser Bereiche beraten zu können. Hierzu können auch aktuelle und praxisnahe Daten zu Erfahrungen mit der Stillförderung unter den Bedingungen der Corona-Pandemie bei Kliniken und Müttern beitragen.“

Geburtskliniken bilden die Brücke
Über 90 Prozent der Mütter in Deutschland möchten ihr Baby nach der Geburt stillen. „In Deutschland wird heute erfreulicherweise mehr und länger gestillt als noch vor 20 Jahren. Dies zeigen unsere beiden bundesweiten SuSe Studien 1997/98 und 2017 bis 2019“, berichtet Prof. Dr. Mathilde Kersting, Leiterin des FKE. Besonders die Geburtskliniken tragen dazu bei, dass das Stillen gelingt; sie bilden die Brücke zwischen der Versorgung von Mutter und Kind vor und nach der Geburt.

Kliniken sind zur Teilnahme eingeladen
Die SINA-Studie soll praxisnahe Informationen zu den Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Abläufe des Stillmanagements in den Kliniken gewinnen. Dazu schreiben die Forschenden in den kommenden Wochen in drei Wellen alle rund 140 Geburtskliniken in NRW an. In einem Telefoninterview mit der Klinikleitung und der Station geht es unter anderem um strukturelle Bedingungen für das Stillmanagement und Beratungs- und Betreuungsmaßnahmen vor und in der Pandemie. „Den Aufwand für die Kliniken haben wir bewusst sehr gering gehalten, damit möglichst viele teilnehmen können“, erklärt Mathilde Kersting.

Online-Fragebogen für Mütter
Darüber hinaus will das Studienteam Erfahrungen von Müttern mit der Ernährung ihres Babys unter Pandemiebedingungen untersuchen. „Vielen Müttern gelingt es nicht, ihr Kind in den ersten Monaten wie empfohlen ausschließlich zu stillen. Besonderen Unterstützungsbedarf haben bildungsferne Mütter“, so Kersting. „Das gilt erst recht, wenn persönliche Kontakte und Beratung durch Hebammen und Stillberaterinnen eingeschränkt sind“. In einer Pilotstudie in vier großen Kliniken in Bochum und Dortmund laden Mitarbeiterinnen des SINA-Teams Mütter auf der Entbindungsstation daher persönlich zur Studienteilnahme ein. Sie werden zwei Wochen und zwei Monate nach der Geburt über einen Online-Fragebogen zu Erfahrungen bei der Ernährung, Betreuung und Beratung unter Pandemiebedingungen befragt.

Aus den Ergebnissen wollen die Forschenden Empfehlungen zur Stillförderung unter Pandemiebedingungen ableiten und weitere Erkenntnisse für die inhaltliche und strukturelle Weiterentwicklung der Stillförderung in NRW gewinnen.

„An unserer Universitätskinderklinik beschäftigen wir uns in mehreren Studien schon länger mit Sars Cov-2 und den Pandemiefolgen für Kinder“, so Klinikleiter Prof. Dr. Thomas Lücke. „Umso mehr freue ich mich, dass es mit SINA jetzt möglich wird, auch den Gesundheitsschutz in der ganz frühen Kindheit interdisziplinär in den Blick zu nehmen.“

Pressekontakt

Prof. Dr. Mathilde Kersting
Forschungsdepartment Kinderernährung
Universitätskinderklinik der Ruhr-Universität Bochum
Tel.: +49 2345092615
www.stillstudien.de
www.sina-fke.de
mathilde.kersting@rub.de